Keine Spekulation mit Nahrungsmitteln!


Wenn Sie einen Rohstoff-Fonds empfohlen bekommen, kann es sein, dass dieser im Bereich der Grundnahrungsmittel spekuliert. Wer z.B. ein "Agrar-Index-Zertifikat" von JP Morgan kauft, setzt möglicherweise auf ein Wortungetüm mit dem neudeutschen Namen "JPMCCI CBOT Corn Total Return Index". Basiswert ist in diesem Fall der Maispreis an der CME (die Börse CBOT gehört zur CME).

Durch den Kauf fließt dem Herausgeber des Zertifikats ("Emittent") ein Betrag X zu. Für diesen Betrag X geht der Emittent an der Börse Chicago "long", d.h. er kauft entsprechende Mais-Futures. Steigen diese im Preis, dann steigt der Kurs des Zertifikats. Fallen diese im Preis, fällt der Kurs des Zertifikats. Für den Anleger hat das den Vorteil, dass er mit dem Kauf dieses Scheins direkt von der Entwicklung des Maispreises in Chicago profitiert. Der Emittent hat für den Gegenwert Mais-Futures gekauft, ohne allerdings an der Lieferung des Guts interessiert zu sein.

Im Normalfall wird der Emittent also seine Mais-Futures deshalb rechtzeitig vor Fälligkeit in einen länger laufenden Mais-Future tauschen (im Fachjargon "rollen" genannt). Damit ist der Emittent im Handel mit Mais-Futures genau das, was die Börsenaufsicht als "Spekulant" bezeichnet. Der Anteil dieser Gruppe ist seit der Jahrtausendwende deutlich gestiegen. Bei einzelnen Rohstoffen liegt der Anteil der Spekulanten am gesamten Handel bei deutlich über der Hälfte des gesamten Handelsvolumens. Mit anderen Worten: Diese Transaktionen bestimmen in solchen Fällen stärker den Preis als das reale Angebot und die reale Nachfrage.

Und hier wird es kritisch, denn bei Spekulanten kann es zu den üblichen Verhaltensweisen kommen: Herdentrieb, Gier, Angst...mit den Folgen für die Preise der jeweiligen Futures. Dies bedeutet: Viele kleine Käufer von Zertifikaten wie dem genannten können in der Summe dazu führen, dass der Maispreis aufgrund der deutlich gestiegenen "künstlichen Nachfrage" steigt, und das wiederum kann sehr unerwünschte reale Auswirkungen haben.

So ist im südlichen Afrika Maisbrei ein Grundnahrungsmittel. In armen Regionen geben einige Menschen bis zu 80% ihres gesamten Einkommens für den Kauf von Maisbrei aus und kommen damit mehr schlecht als recht über die Runden. Wenn nun der Maispreis durch die verstärkten Käufe von Rohstoff-Zertifikaten wie dem genannten um z.B. 20% ansteigt, kann es für diese Menschen sehr, sehr eng werden.

Diese möglichen Auswirkungen sollten Sie bedenken, wenn Sie in Rohstoff-Zertifikate investieren, welche auf die Preise von Grundnahrungsmitteln setzen.

Auch bei anderen als den Rohstoff-Fonds ist es wichtig zu schauen, was sie enthalten und worin sie investiert sind – oft ist nicht nur das drin, was draufsteht.

Hier finden Sie weitere Informationen zu „sauberen“ Geldanlagen: http://www.wirtschaftsbuero.de/index.php?article_id=4

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